Freiheit und Sicherheit für alle Menschen!

Noah und Leif wünschen sich Freiheit und Sicherheit für alle Menschen!

Leif (14) und Noah (16): Die drei vorgestellten Bücher berühren und bewegen, und immer wieder kommt bei uns die Frage auf, warum die westliche Welt, warum denkende Menschen so etwas zulassen. Zulassen, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen, um endlich in Sicherheit und Frieden leben zu können. Familien werden getrennt in der Hoffnung, dass die eigenen Kinder es schaffen und es dann besser haben – wie verzweifelt müssen Eltern sein, ihre Kinder gehen und zu lassen? Und warum sieht das niemand hier? Wo kommt all der Hass her?

Die Bücher erzählen Wege von Flüchtlingen, der Hoffnung, die sie haben, und was sie bewegt – und dabei stellen wir fest, dass sie das Gleiche wollen wie wir!

 

Über die Berge und über das Meer

Jugendbuch ab 13
von Dirk Reinhardt
Gerstenberg 2019

Soraya und Tarek sind beide aus Afghanistan und haben dort mit Tradition, Krieg, Angst, Taliban, dem Klimawandel und vielem mehr zu kämpfen. Beide machen sich alleine auf den Weg nach Deutschland, um in Sicherheit leben zu können, um die Familien zu versorgen und um zu lernen. Das Buch erzählt abwechselnd den Weg von Soraya und Tarek, wie sie alleine und doch zusammen ihren Weg gehen.

Der Autor Dirk Reinhardt schreibt sehr bewegend. Ich konnte die Berge sehen, die Sehnsucht spüren und den inneren Kampf aller Beteiligten, das Richtige zu tun. Er wechselt gekonnt von wunderschönen Beschreibungen hin zur nackten Angst.

Auf dem Cover sieht man das, was Tarek jeden Morgen als erstes sieht: die Berge von Afghanistan, obwohl es auch Norwegen sein kann. Die Feder finde ich toll gewählt, aus den einzelnen Federästen werden Vögel. S. 303: “Ihr seid wie die Kanarienvögel, die bei uns in Afghanistan in den reichen Familie in goldenen Käfigen leben.”  So sieht Soraya die deutschen Kinder, die sich über die Schule beschweren oder ihr Pausenbrot wegschmeißen, nur weil sie den Belag nicht mögen.

Es ist schwierig, das Buch so zu beschreiben, ohne alles zu verraten! Ich will am liebsten alles genau erzählen, da ich dieses Buch großartig finde. Erst ist die Geschichte von Tarek und Samir einfach interessant und toll geschildert, bis die Stimmung kippt, als Samir wieder Soraya werden muss und Tarek in Gefahr ist, weil die Taliban seine Fähigkeiten für sich nutzen wollen.
Es gibt Gespräche und Verhandlungen mit Schleusern, Tarek wird überfallen, Soraya muss in der Türkei für ihre Weiterfahrt in einer Bekleidungsfabrik hart arbeiten. Ich kann die zwei verstehen und die Umstände ihrer Flucht machen mich traurig und sauer: S. 303: “Ich will dir nichts vormachen, Soraya. Es wird bis an dein Lebensende so sein.” Damit meint Ahmed das Heimweh, alle Menschen sehnen sich nach Heimat und gerade die, die ihre Heimat verlassen mussten, sehnen sich nach den schönen Erinnerungen, nach ihren Familien und würden sicher alles geben, wieder zurück in ihre Heimat zu können.
Dann sind da aber auch Gespräche, die mich nachdenklich machen, wenn unter den Flüchtlingen Tipps gegeben werden, was sie sagen müssen, um Asyl in Deutschland zu bekommen; wenn sie sich als Syrer ausgeben, um sich ein Recht auf Asyl zu erschleichen. Ich bin dann gespalten: ich hasse Lügen und Lügner, kann aber verstehen, dass die Menschen nach Deutschland wollen, auch wenn hier bei weitem nicht alles so ist, wie sie es in ihren Ländern hören und dann auch hier erleben.

Mutige Familien und starke Kinder: für alle ist die Entscheidung sicher alles andere als einfach – und gerade dann ist es für mich unbegreiflich, dass es Menschen gibt, die diese Menschen in Deutschland nicht haben wollen. S. 33: “das sind immer die Kriege der anderen.” Die Menschen in Kriegsgebieten sind die, die am wenigsten für die Sitaution können und eben die, die am meisten darunter zu leiden haben!

Ich gebe dem Buch 5 Sterne.

Noah Tammen (16) aus der Kinder- und Jugendredaktion

Junge ohne Namen

Jugendbuch ab 12
von Steve Tasane
übersetzt von Henning Ahrens
Fischer Sauerländer 2019

I. hat Geburtstag – oder er denkt, dass er Geburstag habe, denn welches Datum ist heute eigentlich? Er wird 10 Jahre alt und niemand gibt ihm eine Glückwunschkarte, keiner nimmt ihn in den Arm, schenkt ihm etwas, denn I. musste seine Familie verlassen und ist nun in einem Flüchtlingscamp gelandet. Sein Alltag besteht aus Essen suchen, sich vor den schlagenden Wachmännern in acht nehmen und mit den anderen unbegleiteten Kindern zu überleben. Ohne Lebensbuch glaubt einem niemand seine Lebensgeschichte, und so träumt V. beispielsweise davon, von einer reichen Tante abgeholt zu werden und von weißer Bettwäsche statt des täglichen Matsches und Schlammes. Die Kinder haben keine Namen, sie haben nur Buchstaben, denn alles wurde ihnen genommen.

Die Geschichte fängt quasi auf dem Cover an, I. wird 10 Jahre alt. Mit einfachen Wörtern und Sätzen schafft es der Autor, schreckliche Bilder auftauchen zu lassen. Er wertet nicht, er beschreibt, und somit ist der eigenen Fantasie keine Grenze gesetzt und jeder empfindet das Buch dann anders “schlimm”.

Ich bin traurig, zutiefst erschüttert und schäme mich! Wieder einmal ein Buch, das meinen Glauben an die Menschen erschüttert! Wie kann man so mit Menschen umgehen? Wie kann man Kinder so behandeln? Die Gleichgültigkeit der Wachmänner oder der Bulldozerfahrer, aber auch derer, die die Welt “lenken” sollen und gerecht machen können, sie alle ignorieren die Situation, denken nur an sich. Kinder werden sich selbst überlassen, müssen selber Essen und Trinken finden, haben nichts zum Spielen, Lernen, nichts. Es gab in dem Buch ein paar Lichtblicke, wie Charity und den Bus, wie Ade. Aber dann kamen auch immer Menschen zur “Besichtigung” des Lagers und die taten dann doch nichts, außer zu sagen, dass es gesundheitsgefährlich sei und dann eben weg müsse.
Die Szene mit den Brotkrümeln, die L. und E. im Matsch aufsammeln und zu Kugeln rollen und diese dann auch noch essen, fand ich so unsagbar traurig, auch dass sie sich über die schon fast aufgegessenen Äpfel gefreut haben und diese dann ganz gegessen haben.

Das Buch hat mich wirklich erschüttert und JEDER sollte das Buch genau so lesen müssen, denn das passiert jeden Tag auf der Welt und das darf im 21. Jahrhundert eigentlich nicht sein! Alle Menschen auf der Welt sind wertvoll und ich kann es nicht verstehen, dass sich einige für wichtiger oder besser halten und dann eben Kriege anfangen. Warum kann man die Nahrungsmittel der ganzen Welt nicht gerecht verteilen, sodass niemand Hungern muss, ist das wirklich so schwierig? Warum gibt es keine Vermögensgrenze von 10 Millionen Dollar/Euro und alle, die mehr haben, müssen das in einen Fonds geben, um die Welt zu ernähren, besser zu machen? Wer braucht schon soviel Geld?

5 Sterne für diese Geschichte

Noah Tammen (16) aus der Kinder- und Jugendredaktion

Der Klang der Freiheit

Kinderbuch ab 10
von Gill Lewis
übersetzt von André Mumot
arsEdition 2018

Rami sitzt mit 7 fremden Menschen und einem Hund in einem Boot. Er besitzt nur seine Geige, und während die anderen Essen teilen, lehnt er ab, da er nichts zu geben hat – bis Nor ihn bittet, zu spielen. Und Rami beginnt zu spielen, eine Geschichte zu erzählen, über Suke, einen Schäferjungen, der ein Hengstfohlen findet. Aus dem kleinem Fohlen wird ein weißer, starker, schneller Hengst, der in einem Rennen gegen den dunklen Fürst antritt. Ein Buch, das in dunkler Stunde Hoffnung geben kann, weil man von schönen Erlebnissen ein Leben lang zehren kann!

Das Cover ist schön, aber auch bedrohlich. Ein Boot, mit Menschen auf dem Meer, in Dunkelheit – und dann die Musik im Pferdekopf, Freiheit. Zum Schreibstil: Zwei Geschichten in einer, die aber ohne einander keine Geschichte ergeben würden. Schöne Sätze, schöne Wörter,

Ist das Buch wahr oder Fiktion? Ich hoffe, dass Rami und all die Leute aus dem Boot geschafft haben, was sie sich ersehen! Das Buch verrät es nicht, und ich wünsche den Menschen von Herzen, dass sie glücklich und sicher sind. Ich finde die Geschichte traurig. Erst das Fohlen, das kämpfen muss, um zu überleben, und dann erzählt die Frau Nor, dass ihr Sohn Bashar zu früh geboren wurde und sich auch ins Leben kämpfen musste. Rami erzählt die Geschichte – und jeder im Boot sieht darin seine eigene Geschichte. Ich finde das Alter ab 10 Jahren irgendwie zu jung. Das Buch ist voller Poesie, voller Wörter, die in Bilder umgewandelt werden müssen, man muss sich konzentrieren und kann dann verstehen. Deshalb denke, ich dass 10-Jährige das Buch anders lesen und verstehen und die Tiefe wahrscheinlich nicht fassen können.
Ich gebe dem Buch 5 Sterne.

Leif Tammen (14) aus der Kinder- und Jugendredaktion

Noah ist 16 Jahre alt, geht in die 12. Klasse und hat drei jüngere Brüder. In seiner Freizeit betreibt er einen YouTube-Kanal mit eigenen Modelleisenbahn-Geschichten. Außerdem liebt er die Schauspielerei: vor allem auf der Musical-Bühne mit „StagePerform“, aber auch im Kino mit den „Timebreakers“ oder im Musikvideo „Fireflies“ von „The Esprits“.

 

Leif ist 14 Jahre alt, kommt aus Hannover und ist neben zwei jüngeren und einem älteren Bruder der vierte aus der Familie, der für Bücherkinder rezensiert. Er geht in die 8. Klasse des Herschelgymnasiums. Als Ausgleich hört er Hörbücher und liest auch gerne Bücher. Zudem fährt er gerne Inliner oder Fahrrad und beschäftigt sich sonst mit seinem Laptop und vielen verschiedenen Konsolen.


Titelbild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay
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