Alles lecker!

Der Verlag Klett Kinderbuch aus Leipzig ist für seine außergewöhnlichen Bücher bekannt. Die Titel “Alles Familie” (2010), “Alle da” (2014) und das 2012 erschienene und gerade in einer aktualisierten Neuausgabe herausgebrachte “Alles lecker!” gehören dabei zu meinen Favoriten. Die drei Bücher, die ab 5 Jahren empfohlen sind, zeigen auf lockere, humorvolle Art und Weise die verschiedensten Familienkonstellationen, das multikulturelle Miteinander oder eben Vorlieben, Abneigungen, Informatives rund um unser Essen.

Alles lecker!

Bilderbuch ab 5
von Monika Osberghaus (Hrsg.)
illustriert von Anke Kuhl
Aktualisierte Neuauflage 2020
Klett Kinderbuch

Wer isst was und wer frisst wen? Was finden wir eklig? Wann und wo genießen wir welches Essen besonders, und warum lieben alle Kinder auf der ganzen Welt Süßigkeiten? Wo kommen die Tischmanieren her, und warum gelten in fremden Ländern andere?

5. aktualisierte Neuauflage

Acht Jahre nach seinem ersten Erscheinen wurde “Alles lecker!” behutsam neu überarbeitet. Der Grundgedanke, sich dem Alltäglichsten nämlich dem Essen zu widmen, bleibt natürlich unverändert. Das Buch beginnt quasi bei “Adam und Eva” und beleuchtet zunächst, wer denn überhaupt was isst, wer wen isst und wer am Ende der Nahrungskette steht: Der Mensch, das einzige Lebewesen, das kocht!

Wir schauen auf verschiedenste Teller  und betrachten unterschiedlichste Essensgewohnheiten. Manchmal fühlt man sich ertappt, ein anderes Mal schmunzelt man. Es gibt auch Bilder und Texte, die einen betroffen machen. Eine vorweg genommene Wertung unterschiedlichster Essensgewohnheiten entdecke ich nicht, jedoch viele Möglichkeiten mit den Kindern ins Gespräch zu kommen.

Ein rundum empfehlenswertes Buch, mit tollen Illustrationen von Anke Kuhl, die bisweilen eine eigene kleine Geschichte erzählen und ein Inhalt mit pädagogischem Mehrwert, der wunderbar unpädagogisch daher kommt. So muss ein gutes Sachbuch aussehen!

Zu den behutsamen Änderungen, beispielsweise auf der Seite zur Tierhaltung oder zum Hunger in dieser Welt, konnte ich die Herausgeberin Monika Osberghaus befragen.

1. Wird ein Titel (egal ob Sachbuch oder erzählendes Kinderbuch) vor jeder neuen Auflage noch einmal komplett durchgesehen und auf inhaltliche Fehler/Veränderungen (Sachbuch) und/oder Rechtschreibung (erzählendes Bilderbuch) überprüft?
Nein. Aber wenn uns in der Zwischenzeit ein Fehler aufgefallen ist oder gemeldet wurde, gucken wir auch manchmal gleich nach dem Rest.

Die Welthungerkarte wurde in der neuen Auflage durch ein Bild der Dürre in Namibia ersetzt. Oben ist die aktualisierte Neuauflage zu sehen.

2. Wer entscheidet, ob es bei einer Neuauflage größere Anpassungen geben wird? Der Verlag, Autor*in, Illustrator*in oder alle gemeinsam?
Alle gemeinsam. Nur wenn man sich nicht einigen könnte (ist hier noch nie passiert), würde am Ende der Verlag entscheiden.

3. Kann ich im Impressum erkennen, ob es sich um eine weitere Auflage, eine Neuauflage oder eine überarbeitete Auflage eines Titels handelt? Werden diese Begriffe einheitlich genutzt?
Soweit ich weiß, sind für uns „Neuauflage“ und „weitere Auflage“ synonym, und dann steht dort etwa 5. Auflage 2020. Das steht auch so drin, wenn wir nur ganz wenige oder nicht weiter wichtige Korrekturen vornehmen, z. B. wenn sie die Rechtschreibung betreffen. Wenn wir inhaltlich etwas markant verändern, schreiben wir „Aktualisierte Neuausgabe“ oder „Veränderte Neuauflage“.
So wie bei „Alles lecker!“.

4. Acht Jahre nach der Erstauflage erschien „Alles lecker!“ im Juli 2020 mit zum Teil neuen Illustrationen und Text als aktualisierte Neuauflage. Was gab den Ausschlag, diese Veränderungen jetzt und nicht zum Beispiel mit Erscheinen der Sonderausgabe 2018 durchzuführen?
Der Hauptgrund für die Überarbeitung war der Vorwurf eines Fehlers auf dem Bild mit der Schweinehaltung. Diesen haben wir geprüft und uns entschieden, das Bild zu korrigieren. Und bei dieser Gelegenheit haben wir geguckt, wo uns über die Jahre noch mehr Dinge aufgefallen sind, die wir gerne ändern oder aktualisieren würden (z. B. weiter hinten ist die Welthungerkarte durch ein anderes Bild ersetzt worden, das kein so kurzes „Verfallsdatum“ hat). Der Vorwurf zu dem Schweinehaltungsbild kam im November 2019, d.h. wir hatten im Frühjahr 2018 noch keine Kenntnis von dem Problem und gar keinen Anlass, alles nochmal durchzugehen.

Wusstet ihr, dass ein sitzendes Schwein sich nicht wohl fühlt? In der neuen Auflage ist es jetzt mit Essen beschäftigt. Dies ist z. B. eine Änderung in der neuesten Ausgabe (links).

5. In der gerade erschienenen Auflage, erscheint Monika Osberghaus, die Verlegerin, als Herausgeberin, die urspüngliche Autorin Alexandra Maxeiner dagegen nicht mehr. Was hat es damit auf sich?
Hintergrund ist genau der in der vorigen Antwort und auch in der zweiten Antwort beschriebene Vorgang: Die Autorin Alexandra Maxeiner hat anlässlich der Aktualisierung festgestellt, dass sie inzwischen das Thema Ernährung in etlichen Punkten erheblich anders behandeln würde als vor acht Jahren, als wir das Buch zusammen erarbeiteten. Wir im Verlag wollten jedoch keine komplette Neuausrichtung des Buches, sondern nur eine Aktualisierung der missverständlichen Darstellungen des vorhandenen Buches. Daher hat die Autorin ihren Namen zurückgezogen. Da ich auch schon bei der Entstehung des Buches als Lektorin und Mit-Ausdenkerin inhaltlich stark beteiligt war und nun auch zusammen mit Anke Kuhl die Änderungen formulierte, stehe ich in meiner Funktion als Herausgeberin an Stelle der ursprünglichen Autorin. Das Ganze ist eine einvernehmliche Vereinbarung zwischen uns Dreien.

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.


Anmerkung: Ursprünglich hatte ich mich diesem Buch auch zugewandt, um mir einen eigenen Eindruck bezüglich der Vorwürfe zu verschaffen, denen der Verlag sich in Form eines Shitstorms im November 2019 ausgesetzt sah. Deshalb holte ich mir auch einen Landwirt zum Austausch mit ins Boot, um auch seine Meinung zu hören. Wir beide halten die Kritik am Buch jedoch für völlig überzogen, zumal die Seite in der Neuauflage angepasst bzw. korrigiert wurde und die Tierhaltung als ein Aspekt von vielen aufgegriffen und lediglich auf einer von 40 Seiten thematisiert wird.
Landwirtschaft ist systemrelevant. Ich halte es deshalb für sehr wichtig, zu diesem Thema im Gespräch zu bleiben. Ein initiierter Shitstorm ist da allerdings überhaupt keine Lösung, verhärtet nur die eigene Meinung und erstickt jeglichen Austausch im Keim. Für ein gutes Mit- und Nebeneinander braucht es vor allen Dingen zukunftsweisende Politik, für die wir uns alle einsetzen können.

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