10 Fragen an André Zeugner

Der Kraus Verlag, ein kleiner unabhängiger Kinderbuchverlag mit Sitz in Berlin, kaum ein Jahr alt. Das Erstlingswerk hochkarätig bestück mit Illustrationen von Stefanie Jeschke und einen wahnwitzigen Text von Juri Johansson zu bislang kaum bekannten Tieren.

Wir hatten das Glück mit André Kraus, dem Verlagsgründer, unser 10 Fragen Interview führen zu dürfen. Viel Spaß beim Lesen!

 

Wer sind Sie und wie sieht Ihre Arbeit mit Kinderbüchern aus?

Ich bin André und habe im Sommer 2021 einen Verlag für Kinderbücher gegründet. Dabei möchte ich mich auf Bilderbücher für Kinder im Alter von vier bis acht Jahren konzentrieren. Das Büchermachen habe ich vor recht langer Zeit als Azubi bei Rowohlt in Reinbek gelernt, während des Studiums habe ich für einige Publikumsverlage und literarische Agenturen gearbeitet, schließlich hat es mich dann aber beruflich ganz woanders hingeweht. Nun wehe ich mich quasi selbst wieder ein bisschen zurück in die Buchbranche.

Jetzt merke ich allerdings, dass ich die Frage noch nicht wirklich beantwortet habe. Also, meine Arbeit mit Kinderbüchern sieht aktuell so aus, dass ich vieles erst einmal aufbauen muss. Ist ja klar, wenn man gerade frisch mit etwas anfängt: Kontakte zu Journalisten knüpfen, Grundlagen für den Vertrieb schaffen, Webseite ordentlich einrichten, und dann, natürlich das Wichtigste: die Arbeit mit den am Bilderbuch Beteiligten. Das macht mir gerade einen Riesenspaß 🙂

Wie würden Sie sich aktuell in drei Hashtags (#) beschreiben?
#euphorisch
#hoffentlichverkaufensichdiebuecher!
#immernocheuphorisch

Welches Buch liegt derzeit ganz oben auf Ihrem Nachttisch und warum?
Zur Zeit lese ich “Klein Zaches genannt Zinnober” von E.T.A Hoffmann. Warum? Purer Zufall: wir sind gerade umgezogen und dieser Umstand hat ein paar Bücher hervorgespült, die über die Jahre im Bücherregal in die zweite Reihe, sprich: ein wenig in die Versenkung geraten sind. Und dann ist da noch “The Garden of Abdul Gasazi” von Chris van Allsburg, das ist ein vor über 40 Jahren in den USA publiziertes Bilderbuch, welches mich in seinen Bann gezogen hat. So sehr, dass ich die deutschen Rechte gekauft habe und das demnächst publizieren möchte. Total bekloppt eigentlich und ziemlich verrückt, ein so altes Buch, welches dazu noch in Schwarzweiß gezeichnet ist, zu verlegen. Aber es ist wirklich außergewöhnlich toll!

Wie beeinflusst Ihre Arbeit mit bzw. für Kinder und Jugendliche Ihre Sicht auf die heutige Gesellschaft und unsere Welt?
Hm, schwierige Frage. “Gesellschaft” und “Welt” sind sehr große Begriffe, in die vieles, auch widersprüchliches hineingelegt werden kann. Ich weiß nicht, ob das die Frage wirklich beantwortet, aber mir scheint, als ob manchmal dem Nützlichen und Funktionalen ein zu hoher Stellenwert eingeräumt wird.
Konkret bezogen auf Kinder- bzw. Bilderbücher: da gibt es eine Vielzahl an Büchern, die Kindern implizit oder explizit Wissen oder richtiges Verhalten vermitteln möchten, die also einem nützlichen Zweck dienen. Und es ist natürlich gut, dass es diese Bücher gibt. Auch ich möchte, dass sich meine Kinder gut verhalten, Empathie für andere entwickeln und freue mich, wenn sie Fragen stellen und aus eigenem Antrieb etwas dazulernen wollen. Aber es gibt bei Kindern, so scheint es mir, eben auch noch viel mehr Raum und Interesse an dem scheinbar Unnützem, dem Quatsch, dem Unerklärlichem, dem, was keinem übergeordnetem Zweck dient. Und das interessiert auch mich am ehesten.

Was ist die treibende Kraft, auch weiterhin was mit Kinderbüchern zu machen?
Ich habe grundsätzlich große Freude daran, aus einer Idee etwas zu entwickeln, was später Form annimmt, also hier natürlich Bilderbücher. Wahrscheinlich ist das ein sehr egoistischer Antrieb, also im Sinne von Spuren hinterlassen wollen und so. Aber im Idealfall transportiert die Buch gewordene Idee ein gewisses Etwas zu den Leserinnen und Lesern, und insofern ist es auch wieder altruistisch. Ich fürchte, das war jetzt etwas verquast geantwortet.

Wie begeistern Sie potenzielle Nichtleser für das Buch?

Schwierige Frage, das kommt dann auch aufs Alter des oder derjenigen Nichtleser*in an. Grundsätzlich würde ich verschiedene Themen probieren, irgendwann macht es dann vielleicht Klick. Auf jeden Fall die vielen Vorlese-Angebote von Kindergärten, Bibliotheken oder ehrenamtlichen Vereinen in Anspruch nehmen.

Was macht für Sie ein gutes Kinderbuch aus?

Da gibt es verschiedene Aspekte. Zum einen muss es mich (und natürlich die Kinder, die es selbst lesen oder vorgelesen bekommen) emotional berühren. Das kann auf verschiedene Weise geschehen, beispielsweise indem das Buch etwas thematisiert, in dem ich mich oder die Kinder sich wiederfinden. Zum anderen sind Originalität und Humor wichtig, ich möchte nicht zum hundertsten Mal das gleiche lesen und finde es prima, wenn etwas aus einer bislang unbekannten Perspektive beleuchtet wird. Auch könnte ich meinen wollen, dass ein gutes Buch Charme, oder, um es altmodisch zu formulieren, eine gewisse Herzensgüte ausstrahlt.

Wie hat sich Ihre Arbeit mit fortschreitender Digitalisierung verändert?
Dazu kann ich in Bezug auf meine Verlagsarbeit eigentlich nicht viel sagen. Ich fange ja gerade erst mit dem Publizieren von Kinderbüchern an. Grundsätzlich ist mir die Arbeit mit Social Media vertraut, meinen ersten Blog hatte ich 2005 und seit 2012 schaue ich unter die Motorhaube von Facebook, Instagram und Co. Im Großen und Ganzen hat die Digitalisierung natürlich sowohl Vor- wie Nachteile.

Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie und warum?

Ich nutze derzeit überwiegend Instagram, habe aber auch einen Facebook- und einen Twitter-Account. Instagram ist für das Genre Bilderbuch etwas besser geeignet, weil es hier ja auch hauptsächlich um Bilder geht. Facebook und Twitter nutze ich eher weniger, schlicht aus dem Grund, da mir zur Zeit die Zeit dafür fehlt.

Mit welchem Kinderbuchmenschen sollten wir dieses Interview unbedingt mal führen?

Vielleicht mit Jörg Mühle?

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Und wer jetzt genauso gespannt auf das neue Werk von Juri Johansson & Stefanie Jeschke ist wie wir, der läuft am besten direkt zur Lieblingsbuchhandlung um sich “Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern. – Das kleine Lexikon bislang kaum bekannter Tiere”  zu besorgen.
Wir wünschen euch eine Menge Spaß mit diesen fantastisch liebenswerten Tieren und ihren Eigenschaften und viel Glück an André Zeugner im Buchgeschäft! 


Webseite von von André Zeugner und dem Kraus Verlag
Titelbild und Porträt: © André Zeugner

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