So schreibt doch kein 12-Jähriger! – Doch.

Seit über 10 Jahren gibt es nun schon die Kinder- und Jugendredaktion bei Buecherkinder.de. Besonders wichtig war und ist mir eine Kontinuität in der Mitarbeit der Nachwuchsredakteure, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass einige von ihnen schon viele Jahre mit von der Partie sind. Die achtzehnjährige Miriam Thiel feiert dieses Jahr sogar schon 10-jähriges “Dienstjubiläum”. An ihren Kritiken von damals bis heute kann man ihre Schreibentwicklung bestens verfolgen.

Eine 60-köpfige Redaktion zu führen bedeutet einen großen logistischen Aufwand, den ich aber nicht scheue, da er gegenüber dem Sammeln von Gastrezensionen Fremder viele Vorteile bietet. Ich kenne meine Redaktionsmitglieder, zwar oft nicht persönlich, aber eben ihre Vorlieben, ihr Lese- und Schreibverhalten. Niemand, der in der Redaktion anfängt, muss perfekte Buchkritiken abliefern, die Schreibqualitäten entwickeln sich bei den meisten über die Jahre ohnehin von alleine.

Eines haben aber alle Kritiken der Kinder- und Jugendredakteure gemeinsam:
Sie werden von den Kindern geschrieben, von mir auf Rechtschreibfehler und Verständlichkeit geprüft, jedoch NIE redaktionell überarbeitet!! Es handelt sich also definitiv um O-Töne!
Ich sage dies so klar, weil mich vor einiger Zeit eine von der Eselsohr-Redaktion an mich weitergeleitete Mail mit folgendem Wortlaut erreichte:

Liebe Eselsohr-Redaktion,
die Rubrik ‘Die Bücherkinder lesen!’ schaue ich mir immer mit großem Interesse an, um zu erfahren, was Kinder wirklich so lesen. Nur habe ich immer wieder den Eindruck, dass dies keine echten Kinder-Buchtipps sind, sondern die Kinder nur als Sprachrohr für eine redaktionelle Buch-Auswahl dienen. Denn welches Kind würde von einem ‘spannenden Sozialdrama’ sprechen oder das Wort ‘schmälern’ benutzen? (siehe Heft 7/2015)
Vielleicht sind es ja aber tatsächlich Buch-Empfehlungen von Kindern & Jugendlichen und die Redaktion übernimmt lediglich das (ungeschickte) Formulieren… ?

Der 12-Jährige Raphael ist Verfasser oben kritisierter Kritik. Sicherlich ist er mit durchschnittlich sechs gelesenen Büchern pro Monat nicht der klassische Leser einer 8. Klasse, aber eben darum ist sein großer Wortschatz, den er durchaus einzusetzen versteht, zu erklären.

Raphaels Bewertungen müssen von mir selten nachgearbeitet werden und ich würde es ihm – aber auch allen anderen Redaktionsmitgliedern – gegenüber als anmaßend empfinden, die von der Leserin als “ungeschickt” titulierten Formulierungen nicht zu übernehmen.

Neben Schule und anderen Aktivitäten lesen die Redaktionsmitglieder in ihrer sicherlich oft begrenzten Freizeit und beschäftigen sich (meist) sehr intensiv mit dem Gelesenen. Kritiken werden dabei genauso liebevoll formuliert wie Begeisterungsstürme. Es ist ihr gutes Recht, dass ihre Arbeit auch so im Netz und gegebenenfalls im Eselsohr wiederzufinden ist.

 

  1. Constanze von Kitzing

    Das ist toll, wirklich!

  2. Selbst staune ich auch über seine Rezension, die sich deutlich von Gleichaltrigen abhebt. Hut ab!
    Ein Erlebnis, was in diese Diskussion paßt, auch wenn es in die andere Richtung zeigt. In einer Rezensionsgemeinschaft stellte ich ein Kinderbuch für Kinder ab 6, 7 Jahre vor. Eine anwesende Grundschullehrerin mit langjähriger Berufserfahrung erklärte mir dann, daß das Buch ihre Kinder nicht lesen könnte. Hier war nicht einmal von der ersten Klasse die Rede., nein, vom Ende der Grundschulzeit (4. Klasse). Die Kinder verstehen oft einfache Wörter nicht. Längere Sätze, womöglich mit einem erweiterten Nebensatz können sie beim Lesen nicht begreifen. Ich war sprachlos, denn das Sprachniveau meines vorgestellten Kinderbuches empfand ich als nicht so schwer.
    Da haben wir hier die zwei Gegensätze….

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