Mit einer Leseempfehlung ins neue Lesejahr

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …

So oder zumindest so ähnlich fühle ich mich zweimal im Jahr, wenn die ersten Lesexemplare der aktuellen Verlagsvorschauen bei mir eintrudeln. Meist dauert es nicht lange, dann habe ich mich für ein Buch entschieden, das den Anfangspunkt des neuen Lese(halb)jahres markieren und mir hoffentlich einen guten Start in die neue Leserunde bescheren wird.

Für diesen Griff nach dem einen, dem ersten Buch zählen zunächst einmal Äußerlichkeiten. Spricht mich das Cover an? Macht der Titel neugierig? Ist der Klappentext gelungen? – Hier müssen auf jeden Fall schon einmal drei JAs her, und das hat “Zeitreise mit Hamster” mit Bravour geschafft. Den gelben Buchschnitt gab es als i-Tüpfelchen noch oben drauf.

Von außen

zeitreise mit hamster„Hätte mich früher einer gefragt, ich hätte gesagt, dass eine Zeitmaschine vermutlich wie ein U-Boot aussieht. Oder vielleicht wie eine Rakete. Stattdessen schaue ich jetzt auf einen Laptop und eine Zinkwanne aus dem Gartencenter.
Das ist Dads Zeitmaschine. Und sie wird die Welt verändern. Na ja, auf jeden Fall meine.“

Al Chaudhury hat eine unglaubliche Chance. Er kann das Leben seines verstorbenen Vaters retten. Das Einzige, was er dafür tun muss: in das Jahr 1984 zurückreisen, um einen schicksalsvollen Gokart-Unfall zu verhindern … (Leseprobe)

Zeitreise mit Hamster

von Ross Welford, aus dem Englischen von Petra Knese, Coppenrath Verlag 2017
368 Seiten, 85 Kapitel – für Leserinnen und Leser ab 10 (bis mind. 46!)

Von innen

Sollte es wie vor zehn Jahren noch einmal den Wettbewerb “Schönste erste Sätze” geben, dann wäre Ross Welford mit Sicherheit dabei. Niemand, wirklich niemand könnte diesen Debütroman wieder weglegen, nachdem er diese zwei Sätze gelesen hat:

“Mein Dad ist zweimal gestorben. Einmal mit neununddreißig und noch einmal vier Jahre später mit zwölf.”

Und spätestens wenn im weiteren Verlauf des einseitigen Prologs das Wort “Zeitmaschine” fällt, hängen wir am sprichwörtlichen Fliegenfänger und aus dem anfänglich geplanten Anlesen wird schließlich ein atemloses Durchlesen.

In 85 Kapiteln ganz unterschiedlicher Länge folgen wir dem zwölfjährigen Ich-Erzähler Al durch Raum und Zeit. Dabei spricht er den Leser direkt an und gibt – in Klammern gesetzt – häufig noch weiterführende Erläuterungen oder genauere Beschreibungen ab. Mit Leichtigkeit meistern wir erzähltechnische Zeitsprünge und erfahren aufgrund des Zeitreise-Themas ganz nebenbei auch noch etwas über Einsteins Relativitätstheorie.

Einschätzung

“Zeitreise mit Hamster” ist ganz vieles, nur eben kein Science-Fiction-Roman. Und genau das macht ihn vermutlich so einzigartig. Er umfasst die vielfältigsten Themen (Verlust, Patchworkfamilie, Mobbing, Gedächtnistraining, Indien, Technik, Zeitreise) ohne jemals überladen oder gar bemüht zu wirken. Die Geschichte ist von der ersten Seite an spannend, die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet, die Handlung ist schlüssig, die Kapitel unterschiedlich und nicht zu lang gestaltet. Die Sprache des Ich-Erzählers ist abwechslungsreich, kindgerecht aber nicht kindlich und so flüssig zu lesen, dass die Zeit wie im Fluge – oder besser gesagt wie in einer Zeitmaschine – vergeht.

Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung mit Ausrufezeichen! Es war mir ein großes Vergnügen, mein Lesejahr mit einem derartigen Highlight zu beginnen.

 

 

 

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