Kevin und das Wurmloch im 13. Stock

Die Bücherkinder vergeben bei ihren Buchtipps zwischen einem und fünf Sternen, wobei 5 Sterne „Hervorragend! Nicht entgehen lassen!“ bedeutet. Nur ganz selten erlebe ich, dass die Kinder als Abgrenzung zu anderen wirklich guten Büchern gerne sechs Sterne vergeben würden, weil der eine oder andere Titel eben nicht nur hervorragend, sondern herausragend anders und etwas ganz Besonderes ist. Ich muss dann immer ein wenig schmunzeln, denn natürlich geht das nicht, aber irgendwie bekommen sie den Hinweis auf ein extrem außergewöhnliches Buch dann doch irgendwo im Text unter.

Heute habe ich solch ein Buch gelesen.

Kinderbuch ab 10
von Christian Linker
Thienemann Verlag 2020

Briefe, wer schreibt denn heute noch Briefe! Und so einen verrückten hat Kev noch nie bekommen. Wer ist bloß die Große Grüne Neune, die ihm parallele Grüße schickt? Er soll sich in den 13. Stock begeben, obwohl das graue Hochhaus nur zwölf Etagen hat? Kev kann das alles nicht glauben, aber als er schließlich doch auf den Kaugummi mit der aufgemalten 13 drückt, trägt ihn der Aufzug direkt in das Abenteuer seines Lebens!

Gute Bücher zu schreiben ist eine Kunst. Fesselnde Kinderliteratur zu erschaffen ist in meinen Augen jedoch wahres Können. Denn niemand straft eine schlecht erzählte Geschichte gnadenloser ab als das Publikum zwischen 8 und 12 Jahren. Wo Erwachsene sich mit einem „vielleicht wird das noch richtig gut“ durch hunderte von Seiten quälen (und hin und wieder für ihre Ausdauer auch belohnt werden), legen Kinder solche Geschichten zur Seite und nehmen sie nur selten wieder in die Hand. Passiert das häufiger, wenden sie sich vermutlich von vorne herein anderen Freizeitbeschäftigungen zu. Umso wichtiger und großartiger sind richtig gut geschriebene Kinderbücher. „Kevin und das Wurmloch im 13. Stock“ ist so ein Buch.

Mich hatte das Buch schon beim Prolog, hier „Sondersitzung“ genannt, in seinen Fängen. In einem Rutsch lese ich die 20 Kapitel und spicke mein Exemplar mit unzähligen Klebezetteln für besonders gute Stellen. Dennoch fällt es mir schwer, über den Klappentext hinausgehend, etwas über die Geschichte zu erzählen, ohne zu viel zu verraten. Die Erzählung greift einfach unzählige Themen auf, ist dennoch nicht überfrachtet und bietet sich so für wirklich jede Leserin und jeden Leser an. Science Fiction Fans kommen genauso auf ihre Kosten, wie Leute, die sich für Physik, die Azteken oder Latein interessieren. Tatsächlich geht es in der Geschichte aber auch um ganz Alltägliches wie Freundschaft, Ängste und deren Überwindung, Respekt und den Einsatz für andere. Diese bunte Mischung auf 256 Seiten unterzubekommen, dabei inhaltlich und sprachlich bestens zu unterhalten, den moralischen Zeigefinger stecken zu lassen und dem Leser dennoch etwas mit auf den Weg zu geben und bei alldem den Humor nicht zu vergessen, das ist meisterliche Erzählkunst.

Leider darf ich nur 5 Sterne vergeben, wären es 6 würde ich 7 geben 😉

Titelbild mit Zahnbürsten (aus Gründen): Stefanie Leo
Online-Bestellmöglichkeit bei der Buchhandlung meines Vertrauens mit Klick auf das Cover

  1. Ganz zufällig bin ich hier gelandet, eigentlich auf der Suche nach etwas anderem für den Buchvortrag meines Sohnes und wumms, Du hast mich geradewegs abgeholt. Danke für diese meisterlich schweigsame Rezension: Meine Fragen wurde alle beantwortet ohne zu viel zu verraten! Ich werde es gleich bestellen 🙂

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