Auch traurige Bücher können sehr schön sein

Flavia (11): Diesmal habe ich mich mit Büchern beschäftigt, die von schwierigen Situationen handeln. Es geht um Krankheiten, Tod, Krieg und Geschwisterprobleme, allerdings werden diese Geschichten immer so erzählt, dass man sie gerne liest, auch wenn sie zum Nachdenken anregen und manchmal auch ein bisschen traurig sind.

Als mein Bruder ein Wal wurde

Kinderbuch ab 10
von Nina Weger
illustriert von Eva Schöffmann-Davidov
Oetinger 2019

Blick ins Buch

Belas Bruder Julius fällt nach einem Unfall in ein Wachkoma. Nachdem alle möglichen Therapien ausprobiert wurden, entscheidet sich Bela, etwas Neues zu unternehmen. Er und Martha, die Tochter des Mitarbeiters seiner Eltern, brechen eines Nachts auf, um dem Papst in Rom einen Besuch abzustatten. Vielleicht ist er der einzige, der weiß, wie Julius zu retten ist. Heimlich steigen sie in einen Zug ein, der sie an ihre nächste Etappe bringen soll. Ständig müssen sie mit dem Gedanken kämpfen, umzukehren. Als dann auch noch die Polizei ihnen dicht auf den Fersen ist, wird die Lage immer verzwickter.

Obwohl dieses Buch sehr traurig ist, habe ich es sehr genossen. Mir hat es gefallen, dass Bela nie die Hoffnung aufgegeben hat, obwohl die Situation ziemlich schlecht für ihn aussah. Außerdem hat er sich nicht zu heroisch benommen, sondern er hatte wie alle normale Menschen mit der Angst zu kämpfen. Für Martha gilt dies ebenfalls, denn sie hat auch eine persönliche Frage für den Papst. Das Ende des Buches ist besonders gelungen: Die Geschichte endet zwar gar nicht, wie man es die ganze Zeit erwartet, dennoch versteht man, dass die richtige Entscheidung getroffen wurde. Eigentlich müssen Bücher nicht immer witzig sein, um schön zu sein.

Ich vergebe diesem Roman 5 Sterne und empfehle ihn Kindern ab 11 Jahren, die sich wagen, auch eine traurige – aber schöne – Geschichte zu lesen.

Hallo, Herr Eisbär!

Kinderbuch ab 7
von Maria Farrer
illustriert von Daniel Rieley
übersetzt von Kathrin Köller
Beltz & Gelberg 2019

Arthur fühlt sich im Gegensatz zu seinem Bruder Liam schrecklich benachteiligt. Alles ist Liam zu laut, zu schnell, zu nah, und seine Wünsche, nicht die von Arthur, werden befolgt. Das hat zwar einen Grund, denn Liam ist kein „normales“ Kind wie die anderen, aber es ist für Arthur trotzdem schwierig. So wird das alles Arthur zu viel. Er rennt vor die Haustür und plötzlich bleibt er stehen: Er traut seinen Augen nicht, da steht ein Eisbär! Mit Herrn Eisbär ist gleich alles viel besser, da Arthur ihn auch mit in die Schule und auf sein Fußballturnier mitnehmen darf. Mithilfe des Eisbären versteht sich Arthur viel besser mit seinem Bruder Liam und sein Leben wird anders.

Dieses Buch ist für kleinere Kinder (vielleicht aus der Grundschule) gemacht, denn die Schrift ist größer und es gibt einige Zeichnungen und verschnörkelte Schriftzüge. Es kann sich bestimmt jedes Kind ein bisschen mit Arthur vergleichen, da sicherlich jeder schon das Gefühl hatte, benachteiligt zu werden. Im Buch wird auch nie wirklich gesagt, was für ein Problem Liam hat und warum er nicht so ganz „normal“ ist, und eigentlich geht es gar nicht darum, sondern um Arthur und um seine Gefühle darüber. Ich denke, der Eisbär ist nur symbolisch gemeint, denn es ist schon etwas unglaubwürdig, wenn plötzlich ein Eisbär vor der Haustür steht, und das mitten in der Stadt. Aber die Geschichte hat mir trotzdem gefallen, ich habe sie schnell gelesen und Spaß daran gehabt.

Dies Buch bekommt von mir 4 Sterne. Ich empfehle es Grundschulkindern, die sich manchmal benachteiligt fühlen, egal aus welchem Grund.

Forschungsgruppe Erbsensuppe

oder wie wir Omas großem Geheimnis auf die Spur kamen

Kinderbuch ab 8
von Rieke Patwardhan
illustriert von Regina Kehn
Knesebeck 2019

Dieser Roman erzählt die Geschichte von Nils und Evi, die beschließen, ein Detektivbüro zu eröffnen. Doch dann kommt das Flüchtlingskind Lina aus Syrien in ihre Klasse. Am Anfang ist es für Lina schwierig, sich einzuleben, doch nach und nach wird sie sogar in Nils und Evis Detektivbüro aufgenommen. Zu dritt fällt ihnen plötzlich auf, dass es bei Nils Oma keine leckeren Pfannkuchen mehr gibt, sondern nur Erbsensuppe, Erbsensuppe und Erbsensuppe. Außerdem verschwinden viele Dinge aus Nils Wohnung. Hat das mit Omas seltsamen Benehmen etwas zu tun?

Von den drei Büchern, die ich diesmal gelesen habe, sieht dies von außen am Witzigsten aus. Man erwartet eine lustige Geschichte, vielleicht auch ein bisschen spannend, und man ahnt nicht, dass es auch um einige ernste Probleme geht. Spannend ist die Geschichte wirklich, denn entweder werden neue Indizien aufgedeckt oder geschehen neue unerwartete Ereignisse. Aber es ist trotzdem kein klassischer Kinderkrimi: Das Hauptthema sind die Folgen der Kriege, egal ob sie aktuell sind oder vor vielen Jahren beendet. Dennoch ist das Buch nicht schwer oder traurig, es erklärt alles ziemlich gut, ohne schwerwiegend zu werden. Deswegen hat es mir gefallen und ich glaube, dass es vielen auch jüngeren Kindern ab 10 gefallen wird. Dieser Roman bekommt von mir 5 Sterne.

Alle diese Bücher handeln von Problemen, doch dies auf verschiedene Art und Weisen. Sie sind für Kinder in verschiedenen Alterskategorien gedacht und auch die Themen werden deshalb mehr oder weniger traurig beschrieben. Keines dieser Bücher ist langweilig oder belehrend, man kann sich immer mit den Figuren identifizieren und ihre Gefühle nachempfinden, obwohl man selbst keine so großen Probleme hat. Am besten hat mir trotzdem der erste Roman gefallen, obwohl er auch der traurigste von allen ist.

Flavia Schmidt (11) aus der Kinder- und Jugendredaktion

Flavia ist 11 Jahre alt und seit 4 Jahren ein Bücherkind. Am liebsten liest sie witzige Geschichten, Abenteuerromane und Sachbücher. Wenn sie nicht liest, macht sie Leichtathletik, bastelt oder näht. Außerdem liebt sie CDs. Deshalb hat sie über 200 von denen.

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