10 Fragen an Frauke Angel

Uns alle verbinden gute Geschichten und die Leidenschaft, Kinder und Jugendliche für diese zu begeistern. Im Rahmen der Bücherkinder-Interview-Reihe möchte ich diese Menschen vorstellen.

© Sören Grochau

Wer sind Sie und wie sieht Ihre Arbeit mit Kinderbüchern aus?
Ich bin Autorin und schreibe Bücher, Radiogeschichten und Hörspiele – hauptsächlich für Kinder, manchmal auch für den Rest der Familie. Nebenbei arbeite ich als Dozentin für Theater und Literatur an Grund- und weiterführenden Schulen.

Wie würden Sie sich aktuell in drei Hashtags (#) beschreiben?
#systemrelevant #authentisch #arbeiterklassenbeste

Welches Buch liegt derzeit ganz oben auf Ihrem Nachttisch und warum?
Ich hab keinen Nachttisch. Ich gehe immer so spät ins Bett, dass ich sofort einschlafe. Aber Tante Heidi hat mir ihr Serviertablett mit Henkel vermacht, das ich durch die Wohnung schleppen kann und auf dem sich die Bücher stapeln. Obenauf liegt grade der Comic “Ich fühl’s nicht” von Liv Strömquist. Die Frau ist einfach Bombe.

Wie beeinflusst Ihre Arbeit mit bzw. für Kinder und Jugendliche Ihre Sicht auf die heutige Gesellschaft und unsere Welt?
Ich bin ständig mit Kindern und Jugendlichen im Gespräch. Das ist wichtig für meine Arbeit, denn ich klaue gnadenlos aus ihren Leben und gebe das auch immer unumwunden zu. Mich interessiert was sie interessiert. Natürlich sind Themen dabei, die ich schon aus meiner eigenen Kindheit kenne. Auch vor 30 Jahren haben wir uns über Umweltschutz, Gleichberechtigung, Weltfrieden etc. Gedanken gemacht. Aber der gesellschaftliche Kontext und die Werkzeuge (Stichwort Digitalität) verändern sich doch. Das zu sehen ist meist spannend, oft lustig und manchmal auch anstrengend. Ich muss meine hart erarbeitete Komfortzone verlassen und mich auf etwas Unbekanntes einlassen. Denn ich will mich dazu positionieren können. Ansonsten würden meine Leser*innen mich zu recht ja gar nicht ernst nehmen.

Ich fand es schon als Kind frustrierend, wenn Erwachsene in Diskussionen “das verstehst du noch nicht” vom Stapel gelassen haben. Heute bin ich darüber regelrecht empört! Wenn ich nur an einige Kommentare bezüglich der FFF Bewegung denke, dann sträuben sich mir die Nackenhaare. Die sind nicht erwachsen, die sind einfach nur ignorant, selbstgefällig, autoritär und dumm. So möchte ich niemals werden!

Was ist die treibende Kraft, auch weiterhin was mit Kinderbüchern zu machen?
Kinder natürlich. Zum einen die eigenen, denn die wollen, dass im Kühlschrank Licht brennt und dafür brauchen wir Geld. Und dann: alle Kinder, von denen man ja leichtfertig behauptet, dass sie unsere Zukunft sind. Tatsache ist: Erstmal liegt es an uns, dass diese Kinder überhaupt eine Zukunft haben. Und dann kommt auch noch mein Egoismus ins Spiel. Denn ich möchte – falls ich noch lebe, wenn unsere Kinder diese Welt regieren – sehr gerne angstfrei leben. Sollte ich mit meinen Texten einen Beitrag dazu leisten, dass einige dieser Kinder mündige, denkende, handelnde und emphatische Bürger*innen werden – würde mich das glücklich machen.

Wie begeistern Sie potenzielle Nichtleser für das Buch?
Durch’s Vorlesen. Ich habe noch nie erlebt, dass mir dabei jemand eingeschlafen ist. Im Januar hatte ich eine Lesung, nach der ein Kind empört seine Lehrerin anschrie: “Das war ja besser wie Fernsehen! Warum hast du das nicht gleich gesagt?”

Was macht für Sie ein gutes Kinderbuch aus?
Ein gutes Kinderbuch darf alles, außer langweilen. Wenn es dann noch eine Stelle gibt, an der mir Pippi in die Augen tritt, bekommt es einen Platz in meinem Regal und in meinem Herzen.

Wie hat sich Ihre Arbeit mit fortschreitender Digitalisierung verändert?
Neulich hatte ich auf Grund der aktuellen Situation meine erste Live-Stream Lesung. Es lief ganz gut, jedenfalls war ich zum Schluss genauso erledigt wie immer, allerdings nicht so erfüllt. Die spontanen Reaktionen und die Gespräche mit den Kindern haben mir gefehlt. Das ist also keine echte Alternative für mich.

Ansonsten genieße ich die Digitalisierung in allen Bereichen des Schreibens, von der Recherche bis zur Druckfreigabe. Schon als Kind habe ich immer von einem Gerät geträumt, das meine Gedanken direkt zu Papier bringt. Wenn das zu meinen Lebzeiten noch auf den Markt kommt, werde ich zum ersten Mal nachts vor einem Geschäft campieren, ich schwöre!

Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie und warum?
Ich besitze seit 20 Jahren eine Homepage. Das war damals für mich eine Revolution. Als besonderen Clou hatte ich mir die Rubrik “Kantine” ausgedacht, in der ich nicht nur regelmäßig mein Mittagessen, sondern auch die Arbeiten andere Künstler postete. Irgendwie hat Herr Zuckerberg wohl Wind davon bekommen. Deshalb habe ich vor 10 Jahren auf seine Facebook-Kantine erweitert und seit diesem Jahr bin ich auch bei Instagram. Natürlich, die Algorithmen nerven und die Frage nach Zielgruppe, Filterblase und Reichweite erscheint mir als Kinderbuchautorin in regelmäßigen Abständen vollkommen sinnfrei. Und doch: ohne diese Kanäle hätte ich zu vielen wunderbaren Menschen und ihren Künsten keinen Zugang.

Mit welchem Kinderbuchmenschen sollten wir dieses Interview unbedingt mal führen?
Keine Ahnung. Bitte überrascht mich!


Webseite von Frauke Angel
Porträt und Beitragsbild: © Sören Grochau

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