10 Fragen an Stefanie Jeschke

Uns alle verbinden gute Geschichten und die Leidenschaft, Kinder und Jugendliche für diese zu begeistern. Im Rahmen der Bücherkinder-Interview-Reihe möchte ich diese Menschen vorstellen.

© Marzecki

Wer sind Sie und wie sieht Ihre Arbeit mit Kinderbüchern aus?
Ich bin Kinderbuchillustratorin und zeichne am liebsten überfahrene Dackel, grummelige Hummeln, durchgeknallte Familien, Zahnlückenzombies, Detektive in Beerdigungsinstituten oder Erdmännchen mit Überbiss … eben einfach alles, was im Kinder- und Jugendbuchbereich so gebraucht wird und fern des starren Realismus, Mut, Hoffnung und Vielfalt verbreitet.

Wie würden Sie sich aktuell in drei Hashtags (#) beschreiben?
#völligübermüdet #kindergärtnerin #mitzweikleinkindernundhomeofficemann

Welches Buch liegt derzeit ganz oben auf Ihrem Nachttisch und warum?
Zur Zeit liegt auf meinem Nachttisch “Alles Familie – vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderer Verwandten” von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl. Mein bibliophiler gerade 3-jähriger Sohn gibt sich nämlich leider nicht mehr so recht mit altersgerechter Lektüre ab. Zudem ist es in der momentanen Situation, in der seine Omas und Opas sowie die Tanten und Onkel Abstand halten müssen, toll, wenn man ein bisschen Familie, auch wenn sie kompliziert und von anderen Kindern ist, in den Arm nehmen darf. Gelesen wird das Buch gerade jeden morgen mit der völlig übermüdeten eigenen Mutter kurz nach 6 Uhr, während der Homeoffice-Papa schon seine erste Arbeitsschicht schiebt und die kleine Schwester noch von der Muttermilch träumt …

Wie beeinflusst Ihre Arbeit mit bzw. für Kinder und Jugendliche Ihre Sicht auf die heutige Gesellschaft und unsere Welt?
Ich fühle mich verantwortlich. Durch meine Arbeit wird der Blick der Kinder und Jugendlichen auf die Gesellschaft und die Welt ja durchaus beeinflusst. Es ist meine persönliche Motivation, eine gesunde Gesellschaft und eine bessere Welt für die Kinder mitzuerschaffen, als Hoffnungsgeber und Wegbegleiter.

Was ist die treibende Kraft, auch weiterhin was mit Kinderbüchern zu machen?
Das Kind in mir. Ich glaube, ich bin nie wirklich erwachsen geworden. Klar, ich habe viel Verantwortung übernommen, einen Kredit abzuzahlen, Kinder großzuziehen und zwei Unternehmen gegründet, aber ich habe immer versucht meine Neugierde, meine Begeisterungsfähigkeit, meine Ehrlichkeit und meine Liebe zu Details beizubehalten, die das Kind in mir so mag. Das gibt mir einfach auch den Antrieb, das was ich tue im Kern auch für mich selbst zu tun. Und dadurch bin in hohem Maße glücklich und zufrieden und das ist für mich die beste Energie.

Wie begeistern Sie potenzielle Nichtleser für das Buch?
Ich glaube, ich kann ganz schön penetrant sein. 😉 Ich versuche immer meine durch die Arbeit gewonnene positive Energie umzuleiten. Die Überzeugung, dass Bücher etwas wichtiges, wenn nicht gar das wichtigste auf der Welt sind, muss sich doch übertragen. Da ist sie wieder meine hoffnungslose Naivität, die ich dennoch so mag.

Was macht für Sie ein gutes Kinderbuch aus?
Eine gute Idee. Und mindestens genauso wichtig: die richtigen Menschen, die gemeinsam versuchen, dieser Idee Leben einzuhauchen.

Wie hat sich Ihre Arbeit mit fortschreitender Digitalisierung verändert?
Momentan noch nicht so stark. Ich arbeite noch immer mehrheitlich analog. Ich liefere aber am Ende immer öfter lediglich digitale Daten in den Verlag. Was ich ein bisschen schade finde, weil auch der Verlag dann ein wenig dieses “WOW-Originale”-Gefühls beraubt werden.

Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie und warum?
Ich nutze Facebook und Instagram. Momentan nutze ich beide Netzwerke, um meinen Originalillustrationsverkauf ein wenig anzukurbeln, sonst eher, um mit Kollegen im Kontakt zu bleiben oder Up-to-date zu sein, was neue Herangegensweisen oder Illustrationsrichtungen angeht.

Mit welchem Kinderbuchmenschen sollten wir dieses Interview unbedingt mal führen?
Mit Werner Holzwarth. Wenn er mich nicht zum Studium der Visuellen Kommunikation in Weimar zugelassen hätte, dann wär ich heute vermutlich Kunstlehrerin, Architektin oder Pathologin. (Auf jeden Fall etwas, wo ich sicherer mehr Geld verdient hätte. 😉 )


Webseite von Stefanie Jesche
Porträt: © Marzecki, Beitragsbild: © privat

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