10 Fragen an Karin Baron

Uns alle verbinden gute Geschichten und die Leidenschaft, Kinder und Jugendliche für diese zu begeistern. Im Rahmen der Bücherkinder-Interview-Reihe möchte ich diese Menschen vorstellen.

Wer sind Sie und wie sieht Ihre Arbeit mit Kinderbüchern aus?

Mein Name ist Karin Baron und ich schreibe Kinder- und Jugendbücher sowie Hamburg-Bücher für Erwachsene. Zuletzt habe ich die Gattungen gemixt und einmal gut durchgerührt. Herausgekommen ist Hamburg drunter und drüber. Fantastische Geschichten für alle zwischen 7 und 99 Jahren.
Meinem jungen Publikum begegne ich insbesondere bei Schul- und Bibliothekslesungen. Ich liebe diesen direkten und lebendigen Austausch. Wenn es am Ende heißt, „kannst du nicht morgen oder nächste Woche wiederkommen?“ oder „das Buch will ich unbedingt lesen“, kann der Tag nicht mehr daneben gehen.
Als Lesementorin des Vereins Mentor – Die Leselernhelfer e.V. betreue ich außerdem seit über zehn Jahren Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben. Im Format 1:1 – ein Mentor, ein Lesepatenkind – entsteht oft eine sehr vertraute Beziehung. Ein Glücksfall und ein Riesenerfolgserlebnis, wenn dann irgendwann ein kleiner Lesemuffel freiwillig zum Buch greift.

Wie würden Sie sich aktuell in drei Hashtags (#) beschreiben?
Das schwankt leider von Tag zu Tag.
Heute:
#glücklicheKinderbuchautorin
#Elbstrandläuferinund-schatzsucherin
#Drunter&drüber

Morgen (wenn ich Pech habe):
#genervteKinderbuchautorinweilnixvorwärtsgeht
#Schietwetter-woverdammtsindmeineGummistiefel?
#AchMistdannbügelicheben

Welches Buch liegt derzeit ganz oben auf Ihrem Nachttisch und warum?
Das Lächeln meiner Mutter von Delphine de Vigan; banaler Titel, aber ein bewegendes Buch und Beispiel dafür, wie man über Menschen schreiben kann, die einem nahestehen. Falls man sich traut.
Die Farben des Lebens von Susie Morgenstern. Weil es mein Lieblingskinderbuch ist, immer da liegt, und nächtens bitteschön auf mich abfärben soll, denn es verbindet Melancholie mit leisem Humor und einer Zuversicht, die zu Herzen geht.

Wie beeinflusst Ihre Arbeit mit bzw. für Kinder und Jugendliche Ihre Sicht auf die heutige Gesellschaft und unsere Welt?
Ich habe den Eindruck, Kinder sind heute zu sehr in Routinen eingezwängt und haben zu wenig Zeit zum Spielen, Lesen, Träumen. Andererseits sind viele von ihnen in ihrer Freizeit abgelenkt bis komplett absorbiert durch elektronische Medien. Und wenn nicht gerade Corona ist, haben sie grundsätzlich zu wenig Langeweile. Langeweile, dieses miese Gefühl, bei dem man sich selbst unendlich auf die Nerven geht, wird völlig unterschätzt. In meinen Augen ist sie (über)lebenswichtig und damit „systemrelevant“. Erst Langeweile setzt die Fantasie in Gang und macht kreativ. Schon Albert Einstein hat gesagt: „Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ Unsere Kinder werden eine große Portion davon brauchen, wenn sie die Probleme der Welt von morgen lösen müssen.

Was ist die treibende Kraft, auch weiterhin was mit Kinderbüchern zu machen?
Die Freude daran, in meine eigenen Geschichten versinken zu dürfen und das Erstaunen darüber, was dabei von mir selbst zum Vorschein kommt und wie es das tut.
Die Kinder, die sich vielleicht in meinen Büchern wiederfinden.
Post wie die von Adriana, die mich um ein Autogramm bittet zum 18. Geburtstag ihrer Schwester. Als 10-Jährige sei diese durch mein Buch Hausbootsommer zur Leseratte geworden. Allein dafür hat es sich gelohnt, das Buch zu schreiben!
Und ziemlich neu: Teil des Hamburger Elbautorennetzwerks zu sein und mit all den netten Kolleg*innen spannende Projekte umzusetzen, statt nur im stillen Kämmerlein vor sich hin zu werkeln.
Ja, und eine Auflage von 50.000 plus (in Kombi mit entsprechenden Honorarabrechnungen) wäre auch mal ganz nett ☺.

Wie begeistern Sie potenzielle Nichtleser für das Buch?

Durch spannend verpackte Inhalte, die Kinder berühren und zum Nachdenken bringen, eine Prise Humor inklusive.
Indem ich aufzeige, dass beim Lesen ihr ganz persönlicher Film im Kopf abläuft.
Durch meine eigene Begeisterung fürs Lesen. Buch auf und abtauchen in eine andere Welt, das geht überall, im Sitzen, Stehen, Liegen, und man braucht dafür weder Steckdose noch Akku. Und erst recht kein Netz.

Was macht für Sie ein gutes Kinderbuch aus?

Tiefgang, Herz, Witz, eine schöne Sprache – und Eselsohren.

Wie hat sich Ihre Arbeit mit fortschreitender Digitalisierung verändert?
Die Kopfarbeit und Notizen-Skizzen-Zettelwirtschaft ist dieselbe geblieben, aber Recherchemöglichkeiten und Kommunikation haben sich natürlich enorm vereinfacht und beschleunigt.

Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie und warum?

Die wunderbaren Elbautoren, weil analog viel mehr Spaß bringt als digital.
Ausnahmsweise YouTube im Zusammenhang mit einem Booktrailer auf Spanisch für meinen kolumbianischen Verlag, sowie für eine Corona-induzierte Wohnzimmerlesung.
Ansonsten führe ich kein sozial-digitales Leben und besitze nicht einmal ein Smartphone.

Mit welchem Kinderbuchmenschen sollten wir dieses Interview unbedingt mal führen?

Mit Marc-Uwe Kling und seinem Känguru. Und falls das gerade mal wieder Revolution macht, mit der Oetinger-Lektorin Iris Schubert.


Webseite von Karin Baron
Titelbild und Porträt: © Karin Baron

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