Weihnachtsstimmung im Bilderbuch

Der überraschende Weihnachtsbrief

Bilderbuch ab 3
von Annette Amrhein
illustriert von Sabine Straub
Magellan 2018

Ach, dieses sehnsüchtige Gefühl beim Öffnen des Briefkastens, wenn mal wieder nur Rechnungen herausgeflattert kommen … Wie schön wäre doch echte Post!

Dem kleinen Waschbären Puck in Annette Amrheins und Sabine Straubs „Der überraschende Weihnachtsbrief“ geht es ganz ähnlich. So sehr würde er sich freuen, wenn er mal eine ganz eigene Weihnachtspost bekäme! Zum Glück merkt Mama Waschbär, dass ihr Sohn einen Herzenswunsch hat. Sie schreibt dem Bären Onkel Schnurrbart, auf dass der dem kleinen Waschbären einen Brief schreiben möge. Doch Onkel Schnurrbart hat ein großes Herz für kleine Tiere und gibt den Brief einem kleinen Zaunkönig mit. Ob der es rechtzeitig bis Weihnachten zum Waschbären schafft?

Diese wunderbare Weihnachtsgeschichte überzeugt auf allen Ebenen. Der Wunsch des kleinen Waschbären ist lebensnah, genauso wie seine trotzdem vorhandene Vorfreude auf das Weihnachtsfest. Durch den Einsatz des Zaunkönigs als Briefträger kommt zudem ein kleiner Spannungsmoment in das Buch, ganz so, wie es sich für die Vorweihnachtszeit gehört. Schließlich können wir ja nie ganz sicher sein, dass unsere Wünsche in Erfüllung gehen.

Amrhein und Straub gelingt es, eine durch und durch liebevolle und warmherzige Geschichte zu erzählen, die trotz des tierischen Settings alltägliche Probleme beschreibt und witzig und gelungen eine wunderbar weihnachtliche Atmosphäre heraufbeschwört.

Saskia Geisler aus der Bilderbuchredaktion

Weihnachtsoratorium

Dies ist das aktuelle Cover. Der Link führt allerdings zur letzten Ausgabe, die bis auf das Cover inhaltlich identisch ist.

Bilderbuch mit CD ab 6
von Rudolf Herfurtner
illustriert von Maren Briswalter
Annette Betz 2018

Gerade für viele Erwachsene gehören sie für Weihnachten oft schon ganz einfach dazu: die Klänge des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Diese Musik auch Kindern zugänglich und vertraut zu machen, verpackt in eine stimmungsvolle und wunderbar illustrierte Geschichte, gelingt in diesem Bilderbuch mit Begleit-CD ausgezeichnet.

Eingebettet in die Erzählung des kleinen Thomas Trost, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt und doch den großen Traum geht, eines Tages in den Leipziger Thomanerchor aufgenommen zu werden, erzählt Rudolf Herfurtner vom Weihnachtsfest des Jahres 1734 in Leipzig, zu dem der damalige Thomaskantor Bach ein ganz besonderes Stück für das Weihnachtsfest komponiert. Der kleine Thomas, der bald schon mit seiner ständigen Präsenz in der Kirche und vor den Fenstern der Übungsräume dem Tenor Christian auffällt und zum Kerzenjungen ernannt wird, erlebt Tag für Tag mit, wie das Stück sich weiterentwickelt und den Menschen Freude bringt – und am Ende erfüllt sich tatsächlich sein ganz persönlicher Weihnachtstraum.

Zart und atmosphärisch bebildert, entführt der Text unmittelbar in die Vergangenheit, und auch wenn er gerade durch den Informationsanspruch – trotz Glossar – wohl sicher insbesondere für jüngere Kinder beim Vorlesen Erklärungsbedarf bietet, so ist hier doch in Kombination mit der großartigen CD, die nicht nur die Musik, sondern auch Textanteile enthält, ein tolles und bezauberndes Gesamtwerk entstanden, das Kinder Lust an und auf klassische Musik sowie deren Wertschätzung vermittelt. Kurze Angaben neben den Bilderbuchtexten, welche Stücke der CD nun passend und an der Reihe sind, ermöglichen eine im wahrsten Sinne des Wortes multimediale Lesung, die zum wahren Erlebnis wird und ganz sicher Weihnachtsstimmung weckt.

Fabienne Pfeiffer aus der Bilderbuchredaktion

Igel Ignatz und das Weihnachtswunder-Wupp
Wo geht’s denn hier zum Weihnachtsmann?

Bilderbuch ab 4
von Dirk Hennig
Arena 2018

Ein phantastisches Weihnachtsbilderbuch, das den jungen Leser zum aktiven Miträtseln einlädt.

Der Igel Ignatz ist in den letzten Vorbereitungen für das bevorstehende Fest und wird von etwas am Kopf getroffen wodurch er von der Leiter fällt. Daraufhin erlebt er eine abenteuerliche Geschichte. Ob dann das Erlebte Traum oder Wirklichkeit war, bleibt bis zum Schluss ein bezauberndes Rätsel.

Der Inhalt ist für Kinder ab vier Jahren gut verständlich verfasst und mitreißend erzählt. Jedoch ist die Absicht des Autors nicht reine Geschichtenvermittlung, denn durch das Abenteuer und die zu lösenden Aufgaben, wird der junge Leser zum aktiven Tun aufgefordert und motiviert, die Geschichte aufmerksam zu verfolgen. Die fünf Rätsel lockern den Textfluss auf und ergänzen die Erzählung sehr harmonisch. Auch ist der Schwierigkeitsgrad dem Lesealter der Kinder angepasst.

Die Illustrationen sind detailreich gezeichnet. Sie vermitteln eine herrliche winterliche Stimmung. Ein rundum gelungenes Bilderbuch, welches mit der weihnachtlichen Thematik beginnt, zu einem Abenteuer wird und zugleich den Leser mit der Geschichte verschmelzen lässt.

Eva Wimmer aus der Bilderbuchredaktion

Das Weihnachtswunder

Kinderbuch ab 6
von Katherine Rundell
illustriert von Emily Sutton
übersetzt von Nele Thiemann
arsEdition 2018

Gerade zu Weihnachten passen Zauber und Wunder doch auch nach wie vor in unsere schnelle, moderne, rationale Zeit – und ein ebensolches Wunder erlebt am Heiligen Abend der kleine Theo. Denn was ein sehr trauriges, einsames Fest für ihn hätte werden können, das verwandelt ein Sternschnuppenwunsch in den magischsten Abend seines Lebens …

Die Eltern arbeiten, die Wohnung ist kalt, die Babysitterin am Küchentisch über dem Smartphone eingeschlafen – Theos Weihnachtsfest wünscht man nun wirklich keinem Kind. Er ist so einsam, dass er nicht lange grübeln muss, als eine Sternschnuppe am Fenster vorbeizieht und ihn einlädt, ganz fest an seinen Herzenswunsch zu denken: ein wenig Gesellschaft. Und kaum ist der Schimmer am Himmel verglommen, da erwachen vier Holzfiguren am Christbaum zum Leben!
Mit einem Mal hat Theo ein gefräßiges Schaukelpferdchen, einen Trommler, einen Engel und ein Rotkehlchen im Wohnzimmer, die allesamt mit ihm den Abend verbringen wollen. Das Rotkehlchen würde auch gern Weihnachtslieder anstimmen, doch es kann sich einfach nicht erinnern, wie das Singen denn bloß funktioniert. So bricht Theo mit seinen neuen Freunden in die Nacht auf, um seiner Klavierlehrerin ein paar Straßen weiter einen Besuch abzustatten und sie um Rat zu bitten. Und bald schon steckt er in einem zauberhaften Weihnachtsabenteuer – denn nicht nur dem Rotkehlchen muss und will er helfen. Auch der kleine Engel hat Sorgen und braucht neue Flügel, der Trommler hätte gern ein Mädchen an seiner Seite … und Selbstlosigkeit wird am Ende immer belohnt.

Die Übersetzung tut sich ein wenig schwer, in den Ton der Geschichte hineinzufinden, und so mutet die Erzählung insbesondere für jüngere Leser oder Zuhörer oft unnötig sperrig an und lässt gerade jene leise, bodenständige Selbstverständlichkeit und Schlichtheit vermissen, die eigentlich den zentralen Charme des Textes ausmacht. Dennoch bezaubert das kurze, stimmungsvolle und unheimlich warm geschilderte Weihnachtsmärchen mit seiner zeitlosen und intuitiven Botschaft und atmet den Geist der Weihnacht aus jeder Seite – einschließlich des atemberaubend schön gestalteten Schutzumschlags.

Fabienne Pfeiffer aus der Bilderbuchredaktion

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