10 Fragen an Holly-Jane Rahlens

Uns alle verbinden gute Geschichten und die Leidenschaft, Kinder und Jugendliche für diese zu begeistern. Im Rahmen der Bücherkinder-Interview-Reihe möchte ich diese Menschen vorstellen.

© Heike Barndt

Wer sind Sie und wie sieht Ihre Arbeit mit Kinderbüchern aus?
Ich bin Autorin. Über die Jahre habe ich schon einiges verfasst: Romane für ein erwachsenes Publikum, Drehbücher für Kinofilme und Fernsehfilme, Dokus, Bühnenshows, Kolumnen, Radiofeatures, Hörspiele, Zeitungsbeiträge, Buchkritiken, sogar Nachrichten – und natürlich schreibe ich Kinder- und Jugendbücher.

Wie würden Sie sich aktuell in drei Hashtags (#) beschreiben?
#emptynester #berlinerin_aus_brooklyn #one_of_65.844.610_Americans_against_Trump

Welches Buch liegt derzeit ganz oben auf Ihrem Nachttisch und warum?
Elizabeth Strouts “Olive, Again.” Auf Deutsch heißt es “Die langen Abende”; ich lese es im amerikanischen Original. Ich habe jedes Buch von dieser wunderbaren Autorin gelesen, “Olive, Again” ist ihr letztes belletristisches Werk, eine Fortsetzung von “Olive Kitteridge.” Das sind ca. 13 zusammenhängende Erzählungen, die in ihrer Ganzheit einen Roman abgeben, der sich um die Figur Olive Kitteridge dreht, eine kluge, dumme, sarkastische aber auch poetische, unmögliche aber auch überraschende Frau. Strout schreibt einfach aber komplex über einfache aber komplexe Menschen. Jeder Satz, jeder Gedanke, jede ihrer Geschichten ist ein Kleinod.

Wie beeinflusst Ihre Arbeit mit bzw. für Kinder und Jugendliche Ihre Sicht auf die heutige Gesellschaft und unsere Welt?
Diese Arbeit zwingt mich letztlich dazu, mehr über die Zukunft nachzudenken, denn diese Menschen, für die ich Bücher schreibe, treiben auf sie zu. Meine Beschäftigung mit der Zukunft findet ihren Widerhall in manchen meiner Bücher, besonders in: “Everlasting – Der Mann, der aus der Zeit fiel“, “Blätterrauschen” und “Federflüstern.” Auch ein neues Buch, das voraussichtlich 2022 veröffentlicht wird, spielt in der Zukunft.

Was ist die treibende Kraft, auch weiterhin was mit Kinderbüchern zu machen?
Geld! Ich verdiene in den letzten knapp zwanzig Jahren meinen Unterhalt mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern. So lange meine Lektorin und mein Verlag diese Bücher von mir wollen, schreibe ich sie. Das ist eine “treibende Kraft”, die einfach nicht zu unterschätzen ist. Wenn jemand mir aber sagen würde, “Hier ist Geld, schreiben Sie bitte ein Buch für Erwachsene”, würde ich das natürlich tun. Ich liebe einfach Figuren und ich finde und erfinde Geschichten für sie, egal ob sie 13 Jahre alt sind, 17 oder 73. Ich habe so viele Geschichten in mir, die müssen einfach raus. Außerdem ist eine weitere treibende Kraft die Hoffnung, dass das nächste Buch einen Bestseller wird. Und wenn das nicht aufgeht, dann das danach. And so forth and so on …

Wie begeistern Sie potenzielle Nichtleser für das Buch?
Ich trete gern auf. Ich bin leidenschaftliche Vorleserin. Und ich glaube, ich mache die Sache gut – und nicht nur das Vorlesen, sondern auch das Q & A. Für mich ist ein Q & A-Session eine Art improvisierte stand-up comedy routine. Ich versuche gute Laune zu verbreiten und das steckt an. Und dann – schau her – die Hände zucken und greifen nach dem Portemonnaie.

Was macht für Sie ein gutes Kinderbuch aus?
Mir geht’s um ein gutes Buch – egal, ob für junge oder alte Leser. Also. … Ein gutes Buch braucht Tempo. Spannung. Überraschende Wendungen. Einen eigenständigen Erzählton. Eine klare, unverschnörkelte Sprache, die das Herz und den Kopf gleichermaßen erreicht. Ein bisschen Poesie ist immer gut. Sehr wichtig: lebendige Figuren, die atmen, schwitzen, denken, fressen. Originelle Settings, die man richtig sehen kann, als ob man selber da wäre. Authentische, witzige Dialoge. … Und was noch? … Wenn meine Leser lachen können, bin ich glücklich. Wenn ich meine Leser zum Weinen bringen kann – auch gut. Ideal für mich: ich bringe mein Publikum zum Lachen und zum Weinen. Dann habe ich meinen Job gut gemacht.

Wie hat sich Ihre Arbeit mit fortschreitender Digitalisierung verändert?
Früher, als ich Rundfunkautorin und -Journalistin war, und auch etwas später, als ich angefangen habe für die Bühne zu schreiben, habe ich immer die erste Fassung eines Textes handschriftlich verfasst. Dann habe ich ihn getippt, später dann handschriftlich lektoriert, danach eine dritte Fassung getippt. Und vielleicht auch noch eine vierte Fassung. Es war für mich unvorstellbar, ein Blatt Papier in die Schreibmaschine einzuspannen und dann loszutippen. Aber dann kam der Computer. Zuerst hatte ich einen Atari ST 1040, der übrigens in meinem neuesten Jugendbuch, “Das Rätsel von Ainsley Castle”, eine klitzekleine Rolle spielt. Und dann 1994, glaube ich, besorgte ich mir meinen ersten Mac. Und was Wunder? Ich wagte es, den kühnen Schritt zu machen, (nachdem ich allerdings handschriftlich eine Gliederung mit Stichpunkten angefertigt hatte), einfach loszutippen. Das war richtig befreiend. Es war irre. Das hat meine Arbeitsweise grundtief geändert. Ich war – endlich – eine richtige Autorin, wobei ich anfügen muss, dass ich nach wie vor meine Gliederungen unbedingt handschriftlich vorab ausarbeite.

Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie und warum?
Ich habe ein Facebook-Profil und auch eine Facebook-Seite, bin aber nicht besonders aktiv. Ich habe den Eindruck, dass nur wenige Fans sich die Autorenseite ansehen. Vielleicht bitte ich deshalb meine “Fans”, die meine Seiten geliked haben, nicht lieber meine Freunde zu werden, wenn sie es noch nicht sind. Einen Instagram-Account habe ich auch, den ich noch seltener als Facebook benutze, wobei ich die vielen schönen Fotos von den anderen lustig finde. Mein Twitter-Account stirbt leider einen langsamen Tod. … Und warum tue ich das alles? Ich habe absolut nichts dagegen, mich mit meinen Fans und Freunden und Lesern auszutauschen. Ganz im Gegenteil – nur habe ich nicht immer die Zeit dazu.

Mit welchem Kinderbuchmenschen sollten wir dieses Interview unbedingt mal führen?
Mit der Autorin Susan Kreller. Sie schreibt einmalig gute Bücher. Und wie wäre es mit der Illustratorin Katja Spitzer? Sie hat einen tollen Humor. Ihre Illustrationen strotzen geradezu davon.


Webseite von Holly-Jane Rahlens
Porträt: © Heike Barndt, Beitragsbild: © privat

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